Kreisseniorenrat Karlsruhe: Tag der Information und BegegnungHome

Seniorenrat Landkreis KA: Tag der Information und Begegnung 2012

Ankündigung “Tag der Information und Begegnung” am 15. November 2012

Der Kreisseniorenrat Landkreis Karlsruhe e.V. veranstaltet dieses Jahr den zweiten Tag der Information und Begegnung einschließlich Mitgliederversammlung am 15. November 2012 in der Lußhardthalle, Pfarrer-Graf-Straße 3 in 76707 Hambrücken. Beginn: 10.00 Uhr, Ende ca. 16.30 Uhr

RÜCKBLICK 2011

Seniorenrat Landkreis KA: Tag der Information und Begegnung 2011

Der Kreisseniorenrat Landkreis Karlsruhe e.V. lud am 21. April 2011 zum “Tag der Information und Begegnung”, wie es bereits seit Jahren Brauch ist. Die Tagung fand diesmal im historischen Kelterhaus in Ubstadt-Weiher, Ortsteil Ubstadt statt. Der Kreisseniorenrat organisiert die Veranstaltung gewöhnlich als Mitgliederversammlung und als Informationsveranstaltung. Zwei hervorragende Referentinnen sprachen zu wichtigen Themen: Sylvia Kern “Alzheimer und Demenz” und Dr. Elke Wächter “Stürze im Alter”.

Die Mitgliederversammlung

Wie bei jedem eingetragenen Verein, wurde auch vom Seniorenrat des Landkreises Karlsruhe die Mitgliederversammlung unter der Regie seines Vorsitzenden Rolf Freitag ordnungsgemäß durchgeführt. Die umfangreiche Tagesordnung kann an dieser Stelle allerdings nicht abgebildet werden. Rolf Freitag berichtete unter anderem über den erfolgreichen Anlauf des ersten Pflegestützpunktes im Landkreis mit Sitz in Bruchsal. Seit dem Start am 11. Oktober 2010 sind 250 (kostenlose) Beratungen durchgeführt worden. Lesen sie mehr über den Pflegestützpunkt.

Die Aktion “Seniorenfreundlicher Service” in Baden-Württemberg ist mit Unterstützung zahlreicher Ehrenamtlicher angelaufen und wird weitergeführt, obwohl die Bundesregierung mit einem ähnlichen Projekt andere Wege beschreitet. Mehr zum Thema “Seniorenfreundlicher Service”.

Rolf Freitag, Vorsitzender des Kreisseniorenrats Karlruhe

Rolf Freitag

Nachholbedarf sieht Rolf Freitag beim Thema “Ortsseniorenräte”. Nur neun Ortsseniorenräte sind in den Kommunen des Landkreises installiert (darunter seit vielen Jahren auch Bruchsal). Da viele Aufgaben der Seniorenarbeit weder im Bund, noch im Land und oft auch nicht auf Kreisebene behandelt werden, sondern auf kommunaler Ebene, gibt es in den Gemeinden noch viel Arbeit zu tun.

Sylvia Kern: Alzheimer und Demenz - Eine Herausforderung für alle!

Die Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. zeigte sich sehr engagiert und ging in einem eindringlichen Referat, bei dem sie ohne schwerverständlichen Fachjargon auskam, einige in der Bevölkerung bestehende Vorurteile und Tabus frontal an. Bei kaum einer anderen Krankheit gebe es so viel Unverständnis und falsche Gefühle. Jeden von uns könne die Krankheit treffen, aber die Vogel-Strauß-Politik - den Kopf in den Sand stecken und nichts tun - führe geradewegs in die Sackgasse. Die Begriffe “Demenz” und “Alzheimer” werden gern in einen Topf geworfen. Es gibt verschiedene Demenzerkrankungen. Demenz ist der Oberbegriff der Krankheit und Alzheimer mit einem Anteil von rund 70% die häufigste Form.

Sylvia Kern, Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V.

Sylvia Kern

Der nachfolgende Text gibt den Vortrag von Sylvia Kern in gekürzter Form wider. Einige Formulierungen sind wörtliche Zitate, andere jedoch redaktionell bearbeitet. In jedem Fall liegen sämtliche Rechte für die textlichen Inhalte bei © Sylvia Kern.

Bei der Alzheimer-Krankheit handelt sich um einen schleichenden, jahrelang andauernden Vorgang im Gehirn, bei dem mehr und mehr der insgesamt rund 100 Milliarden Nervenzellen zerstört werden. Der Prozess ist unumkehrbar.

Die Nervenzellen sterben ab, und es bilden sich quasi Löcher. Mit dem Absterben verschwinden, wie Sylvia Kern es nannte, Lebenstagebücher, die jeder Mensch in seinem Kopf hat. Die neuesten Tagebücher verschwinden zuerst. So kommt es, dass wir uns noch gut an Erlebnisse aus der Schulzeit erinnern, aber nicht ob wir uns heute schon die Zähne geputzt haben.

Vom Einzelfall zur Volkskrankheit: Auguste Deter war Mitte 50, als ihr Fall 1902 von dem Arzt Alois Alzheimer publiziert wurde, sie gilt als die erste Alzheimer-Patientin. Gegenwärtig sind ca. 1,2 Millionen Menschen in Deutschland dement. 140.000 davon leben in Baden-Württemberg (mittelschweres und schweres Stadium). Diese Zahlen werden sich bis 2050 verdoppeln.

Alzheimer ist eine typische Alterskrankheit - größtes Risiko für Alzheimer ist das eigene Alter!

Manchmal scheinen ältere Menschen gewisse Symptome einer Alzheimererkrankung zu haben, obwohl sie erwiesenermaßen nicht daran erkrankt sind. Wie kommt das? Mit zunehmendem Alter geht vielen Menschen das Durstgefühl abhanden. Sie trinken zu wenig und trocknen buchstäblich aus. In schweren Fällen wirken sie dement. Die Verwirrung geht aber wieder zurück, sobald Flüssigkeit in den notwendigen Mengen zugeführt wird.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Alzheimer, wie es auch einen Zusammenhang zwischen Flüssigkeitsmangel und Alzheimer gibt. Mit anderen Worten, Patienten, die wenig trinken, leiden sehr unter der Krankheit, während die Symptome sich abschwächen können, wenn viel getrunken wird.

Was passiert bei Alzheimer? Zunehmende Vergesslichkeit - Neues Lernen kaum möglich - Orientierungsstörungen (Zeiten/Orte/Personen) - Denken und Urteilsvermögen - Erkennen und Sprache - Praktisches Handeln. Beispiel: Der Patient kommt mit Geld nicht mehr zurecht. Signal: Wenn mit großen Geldscheinen bezahlt wird.

Die Latenzphase - die Zeit also, in der sich die Krankheit schleichend entwickelt, aber noch nicht wahrgenommen wird - dauert etwa 15 bis 30 Jahre. Die akute Phase der Krankheit dauert im Mittel acht bis zwölf Jahre. Mit dem Fortschreiten der Krankheit kann diese in drei Phasen eingeteilt werden.

Erste Phase (“die merkwürdige Phase”). Starke Vergesslichkeit, erste Zeichen von Verwirrtheit, Vitalitätsverlust, Sozialer Rückzug (man bleibt in den eigenen vier Wänden, Alterseinsamkeit), Persönlichkeitsveränderung, Probleme im Alltag (z.B. Autofahren, Umgang mit Geld, soziale Kontakte), “Ich bin doch nicht krank”. Die wenigsten Alzheimer-Patienten geben zu, dass sie Alzheimer haben. Verdrängen, Verleugnen, Fehler bei den Anderen suchen. Dabei merken sie jedoch, dass etwas mit ihnen nicht stimmt.

Zweite Phase (“die schwierige Phase”). Störungen und Veränderungen nehmen zu, zum Teil auffälliges, schwieriges Verhalten, motorische Unruhe, Selbstständigkeit stark eingeschränkt, Unterstützung von außen dringend erforderlich.

Dritte Phase (“die traurige Phase”). Keine selbstständige Lebensfähigkeit mehr, völlige Abhängigkeit,  totaler geistiger und am Ende auch körperlicher Verfall, am Ende Bettlägrigkeit, Immunsystem stark geschwächt (häufigste Todesursache Lungenentzündung), “Gnade des Vergessens!”

Viele Patienten erreichen die mittlere und die dritte Phase jedoch nicht, weil sie inzwischen aus anderen Gründen gestorben sind.

Wo steht die medizinische Forschung? Eine Heilung von der Alzheimer-Krankheit ist nicht möglich, und es ist derzeit auch keine Heilung in Aussicht. Das heißt jedoch nicht, dass der Arzt nichts tun kann! Es ist immer einen Versuch wert! Die ärztliche Versorgung ist in weiten Teilen unbefriedigend, sowohl was die Diagnose betrifft, als auch die Therapie. Maximal 30% der Alzheimer-Patienten werden therapiert - eine erschreckende Zahl! Da eine Heilung nicht möglich ist, verzichten viele Ärzte auf eine Therapie. Dabei machen sie sich nicht bewusst, dass eine ein- bis zweijährige Hemmung der Krankheit für den Patienten sehr viel Lebensqualität bedeuten kann.

Nichtmedikamentöse “Therapie”. Milieutherapie, Selbsterhaltungstherapie, integratives Hirnleistungstraining, Biographiearbeit, Erinnerungspflege, Musik-, Beschäftigungs-, Ergo-, Kunsttherapie etc., tiergestützte Therapie... “Musik ist der Königsweg”, und Tiere bewirken, dass der demenzkranke Mensch sich wohl fühlt - das beste, was sich erreichen lässt.

Kann man vorbeugen? Ja, indem man geistig, körperlich und sozial aktiv bleibt und einen gesunden Lebensstil pflegt.

Versorgung im Alltag. Zwei Drittel aller Menschen mit Demenz werden zuhause von Angehörigen betreut und gepflegt (Frauen!), “Das Leid der Angehörigen”, zwei Drittel aller Menschen kommen irgendwann ins Heim.

Situation der Angehörigen. Spätes Erkennen ernsthafter Krankheitszeichen (bis dahin Irritationen, zunehmende Konflikte). Arztbesuch oft unüberwindbare Hürde, meist lange Odyssee, Diagnose oft Schock und Erleichterung zugleich, fehlendes Wissen, Hilflosigkeit und Pflegebelastung, sozialer Rückzug, Isolation, zunehmende psychische und physische Überforderung, Burn-out Syndrom bis hin zu eigener Pflegebedürftigkeit/Krankheit.

Pflegende Angehörige... sind meist sehr allein und Isoliert und dabei extrem gefordert und belastet. Sie brauchen Information und Beratung, Schulung und ggf. therapeutische Hilfe. Oft schämen sich die Angehörigen und neigen dazu, den Kopf in den Sand zu stecken, das Verkehrteste, was man tun kann. “Eine gute Tochter pflegt nicht allein.” 

Situation der Betroffenen. Die Patienten sind massiv verunsichert und fühlen sich bedroht. Sie verlieren jegliches Selbstvertrauen, haben Angst vor Ausgrenzung, Fremdbestimmung und Bevormundung.

Menschen mit Demenz sind nicht nur vergesslich, sondern ernsthaft krank. Sie werden zunehmend unselbstständig und hilflos. Sie brauchen immer mehr Schutz, Hilfe und Unterstützung. ABER: Sie haben auch noch lange “etwas zu sagen”, haben eigene Fähigkeiten und Bedürfnisse, möchten aktiv an Familie und Gesellschaft teilhaben. UND: Es gibt nicht DEN Dementen, es sind Menschen mit individueller Persönlichkeit und Biographie!

Betroffene und ihre Angehörigen brauchen Zuwendung, Verständnis, Respekt und Wertschätzung. Sie brauchen soziale Kontakte zur Familie, zu Freunden und Nachbarn.

Es gibt eine Vielzahl von Versorgungs- und Entlastungsangeboten von der ambulanten Pflege, über Betreuungsgruppen, Angehörigengruppen, Demenzberatungsstellen, ambulant betreute Demenz-WGs, Pflegestützpunkte, Reha- und Urlaubsangebote, Kurzzeitpflege, Tagespflege, Nachtpflege bis hin zum Pflegeheim.

Wie geht man mit demenzkranken Menschen um? Respekt, Wertschätzung, Zuneigung zeigen.  Ironie und Abstraktionen sind im Gespräch mit Demenzkranken tabu! Sie verstehen es nicht, und es entstehen keine guten Gefühle. Schuldzuweisungen und Bloßstellungen sind nicht hilfreich (“Das musst Du doch noch können!”). Besser ist es einen Vorschlag zu machen: Versuchen wir es doch mal so.

Wichtig sind Spaß und Lebensfreude (Good Vibrations), Rituale und Beschäftigung. Demenzkranke Menschen haben oft Probleme, im Haushalt Gegenstände in weiß überhaupt wahrzunehmen. Manchmal wird buntes Geschirr besser angenommen, oder beim Gang zur Toilette kann ein leuchtend roter Toilettendeckel hilfreicher sein, als ein weißer.

Verbale Kommunikation. Am besten spricht man in kurzen, klaren Sätzen, langsam und immer nur zu einem Thema. Blickkontakt. Keine W-Fragen: warum, woher, weshalb, wann... Wie bei allen älteren Menschen nimmt die Hör- und Sehfähigkeit auch bei Demenzkranken ab. Sprechen Sie mit dem Arzt über dieses Thema. So manche familiäre Auseinandersetzung hängt nicht mit der Demenz zusammen, sondern beruht schlicht und einfach auf der nachlassenden Hörfähigkeit.

Demenz ist ein gesellschaftliches Thema und geht uns alle an - keineswegs ist sie nur Spezialaufgabe für Angehörige, Profis und Ehrenamtliche. Demenzkranke Menschen müssen von der Gesellschaft akzeptiert und dürfen nicht weggesperrt werden. Teilhabe von Menschen mit Demenz - “demenzfreundliche Kommune”.

Lesen Sie den Bericht der Bruchsaler Rundschau “Alzheimer ist ein schleichender Prozess” vom 26. April 2011.

Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V.

Der Vortrag von Sylvia Kern, Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. schließt mit den Worten : “Wir helfen Ihnen gern und unterstützen Sie in allen Ihren Anliegen - und wir freuen uns auch auf Ihre Unterstützung!

Zur Website der Alzheimer Gesellschaft

Elke Wächter: Sturzprophylaxe.
Stürze im Alter - ist Vorbeugen möglich?

Dr. med. Elke Wächter ist stellvertretende Chefärztin am Geriatrischen Zentrum Karlsruhe im Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppurr. Sie referierte mit profunder Sachkenntnis über das Sturzrisiko im Alter. Wie wichtig die Vermeidung von Stürzen im Alter ist, zeigen folgende alarmierenden Zahlen, die sich auf eine typische Schenkelhalsfraktur bezieht:

  • Nach dem Frakturereignis schränken 80% der Betroffenen ihre Aktivitäten ein und entwickeln Hilfe- und Pflegebedarf, und 20% der Betroffenen siedeln in ein Pflegeheim um.

Nach einem Sturz droht also der Verlust der Selbständigkeit. Zum Glück lässt sich einiges tun, um dem Sturzrisiko vorzubeugen.

Dr. Elke Schächter

Dr. Elke Wächter

Der nachfolgende Text gibt den Vortrag von Dr. Elke Wächter in gekürzter Form wider. Einige Formulierungen sind wörtliche Zitate, andere jedoch redaktionell bearbeitet. In jedem Fall liegen sämtliche Rechte für die textlichen Inhalte bei © Dr. Elke Wächter.

Die demographischen Trends zeigen eine rasante Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung des Menschen.  Während die “alten” Griechen im Schnitt kaum 18 Jahre alt wurden (inkl. Säuglingssterblichkeit), brachten es die Römer auf rund 22 Jahre. In Deutschland lag die Lebenserwartung zu Beginn der Neuzeit bei 28 Jahre, und sie entwickelte sich langsam nach oben: Um 1880 lag die Lebenserwartung bei 38 Jahren. Nun begann eine atemberaubende Entwicklung. Anfang des 20. Jahrhunderts 57 Jahre, zur Mitte des Jahrhunderts 66 Jahre, um 1990 76 Jahre und im Jahr 2006 haben 65-jährige Frauen eine Erwartung von 85,2 Jahren und Männer 81,8 Jahre.

Derzeit steigt die durchschnittliche Lebenserwartung um 3,5 Monate pro Jahr.

In Baden-Württemberg hatten wir im Jahr 2000 eine “demographische Zeitenwende”: Seit 2000 gibt es im Land mehr ältere als junge Menschen.

Mit dem Alter steigen die Risiken eines Sturzes. In Deutschland haben wir  rund 5 Mio. Stürze bei Älteren (über 65). Davon gab es 10% behandlungspflichtige Verletzungen und 120.000 Brüche des Oberschenkels, mit steigender Tendenz, sowie 130.000 Frakturen anderer Knochen mit Krankenhausaufnahme.

80-jährige in Privathaushalten stürzen häufiger als 60-jährige. Die meisten Stürze gibt es in Alten- und Pflegeheimen (was jedoch nicht an den Häusern liegt, sondern daran, dass Bewohner von Pflegeheimen öfter mehrere gesundheitliche Probleme zugleich haben).

Bis zu 20% der Krankenhauspatienten stürzen mindestens einmal während des stationären Aufenthaltes.

Stürze sind die häufigste nicht natürliche Todesursache bei über 65-jährigen.

Stürze sind die 7. häufigste Todesursache insgesamt bei über 65-jährigen.

Andere Konsequenzen nach einem Sturz: Sturzangst (über 50%), Langliegen ohne Fraktur (4-5%) und sozialer Rückzug.

In Abhängigkeit vom Lebensalter steigen (bei Frauen) Knochenbrüche etwa bis zum 70. Lebensjahr moderat an. Ab dem 70. steigt die Häufigkeit von Oberschenkelfrakturen rapide an (steiler, als z.B. Hand-, Arm- oder Wirbelfrakturen).

Frauen haben rund viermal mehr Schenkelhalsbrüche als Männer.

In absoluten Zahlen ausgedrückt sind die Fälle von Schenkelhalsbrüchen bis 2010 moderat jedes Jahr gestiegen, von nun an steigen sie rasant und werden sich bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln.

Sterblichkeit zeitlich in der Nähe einer Operation: 11%. 1-Jahressterblichkeit: 25%.

Nach dem Frakturereignis schränken 80% der Betroffenen ihre Aktivitäten ein und entwickeln Hilfe- und Pflegebedarf und 20% der Betroffenen siedeln in ein Pflegeheim um.

Die meisten Stürze sind mit über 80% sog. lokomotorische Stürze, d. h. sie haben etwas mit der natürlichen zielgerichteten Fortbewegung des Menschen zu tun und werden nicht etwa durch äußere Einflüsse (z.B. Unfälle) oder durch Krampfanfälle verursacht.

Voraussetzungen für Bewegung sind das intakte Funktionieren mehrerer Mitspieler: Haltungs- und Bewegungsapparat (Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder), Nervensystem (Neuromuskuläre Koordination, Sinnesorgane (Augen, Gleichgewichtssystem, Gefühl, Lagesinn) und das Gehirn (Zentralnervensystem).

Mehr als 90% aller Stürze sind multifaktoriell bedingt. Nur 10% haben eine einzige Ursache.

Wichtig ist deshalb die Kenntnis der verschiedenen Sturz-Risikofaktoren. Man muss sie kennen, um sie modifizieren zu können und damit das Sturzrisiko zu reduzieren.

Man unterscheidet drei Gruppen von Risikofaktoren für Stürze.

1. Situative Faktoren (durch die jeweilige Situation bedingt)
Beeilung beim Gehen, Treppenbenutzung, ungeeignete Schuhe oder Gehhilfsmittel, Selbstüberschätzung

2. Extrinsische Faktoren (von außen her angeregt, nicht aus eigenem Antrieb)
Umgebung (Glatteis, nasses Laub), Wohnumfeld (Stolperfallen, schlechte Beleuchtung, fehlende Haltegriffe)

3. Intrinsische Faktoren (von innen her, durch in der Person liegende Faktoren bedingt) z.B. weibliches Geschlecht, Alter (z.B. über 80 Jahre), Krankheiten, unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen (z.B. Neuroleptika, Antikonvulsiva, Antidepressiva, Diuretika, ASS, Augensalben), vorangegangener Sturz. Alkohol

Die Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit im Alter beinhaltet eine Reihe von intrinsischen Sturz-Risikofaktoren. Altersphysiologische Veränderungen führen zwangsläufig zu einer zunehmenden Einschränkung von: Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit; Balance, Gleichgewicht; Geschicklichkeit, Koordination; Aufmerksamkeit, Konzentration; Wahrnehmungsfähigkeit, Sehen, Hören, Fühlen...; Reaktionsgeschwindigkeit

Muskelmasse im Alter. Die Untersuchung der häufigsten Risikofaktoren für Stürze  hat gezeigt, dass die Muskelschwäche als Risikofaktor Nr. 1 gelten kann. Bis zum 80. Lebensjahr verlieren wir durch altersbedingte Veränderungen und passiven Lebensstil (“Couch Potato”) 20 bis 40% unserer Muskelmasse.

Ältere Menschen verlieren 3 bis 4% Kraft pro Jahr.

Noch schnellerer Kraftabbau bei Erkrankungen und Bettlägrigkeit.

ABER: Kraft ist bis ins hohe Alter trainierbar!

Balance und Mobilität. Es gibt eine Reihe von quantifizierenden Testverfahren, die  während einer Untersuchung vorgenommen werden können. Dr. Wächter machte während ihres Vortrages mit den Teilnehmern  einen Balance-Test: Gerade stehen, die Füße nebeneinander: Parallelstand; dann ein halber Schritt vor: Semi-Tandemstand; dann ein Fuß vor dem anderen: Tandemstand; schließlich Einbeinstand.

Chair stand up Test (etwa: Vom Stuhl aufstehen Test). Mit diesem Test wird überprüft, ob ein Mensch kraftgemindert ist.  Kraftgemindert und dadurch sturzgefährdet ist, wer nicht in max. 10 Sekunden fünfmal aus einem Stuhl aufstehen kann, ohne sich mit den Armen abzustützen (d.h. mit verschränkten Armen).

Timed up and go Test (etwa: Aufstehen und gehen Test). Der Patient sitzt gerade auf einem Stuhl. Auf Aufforderung soll der Patient aufstehen und mit normalem und sicheren Gang bis zu einer Linie in 3m Entfernung laufen, sich dort umdrehen, wieder zurück gehen und sich auf den Stuhl setzen. Die benötigte Zeit wird gemessen. Unter 20s: Patient ist in seiner alltäglichen Mobilität vollständig unabhängig; 20 bis 30s: Mobilitätseinschränkung, die funktionelle Auswirkungen hat: weitere Prüfungen notwendig; über 30s: Ausgeprägte Mobilitätseinschränkungen: intensive Betreuung und adäquate Hilfsmittelversorgung erforderlich.

Krafttraining (Arnold Schwarzenegger lässt grüßen). Die größte Überraschung für die Zuhörer war wohl das Ergebnis, dass kaum eine andere Sport- oder Gymnastikmethode zur Minderung des Sturzrisikos so zielführend ist, wie das Krafttraining! Krafttraining ist dabei nicht nur förderlich für den Aufbau von Muskelmasse, sondern auch für den Aufbau von Knochenmasse. Deshalb ist Krafttraining bei Osteoporose ideal!

Kraftleistungen korrelieren signifikant mit Schlüsselfunktionen wie Gehen oder Stehen.

Mit der normalen alltäglichen Beanspruchung sind gesunde Ältere weit unter der Leistung, die den Verlust der Selbständigkeit verhindern könnte. Mit anderen Worten, alltägliche Bewegungen helfen uns nicht wirklich weiter, wenn wir das Sturzrisiko reduzieren wollen.

Statt dessen werden Übungen an Krafttrainingsgeräten empfohlen, Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, leichte Sprünge, Stepper, Treppensteigen.

Wichtig sind hohe Muskelzugbelastungen. Aber: Kein Training mit Maximalkraft! Fachlicher Beratung  und Anleitung folgen! Die Fitnesscenter von heute sind keine “Muckibuden” mehr und gehen auf die speziellen persönlichen Bedürfnisse des Kunden ein.

Vibrationswippe. Dieses Gerät findet man in Kliniken und Fitnessstudios. Es steigert nicht nur die Muskelleistung, sondern es fördert auch den Knochenaufbau.

Ergebnisse aus der Praxis sind vielversprechend. Mit Kraft- und Balancetraining wurde bei Pflegeheimbewohnern in Ulm die Zahl der Hüftfrakturen von über 50 pro 1000 auf unter 30 pro 1000 vermindert.

Entsprechende Kraftübungen lassen sich in eingeschränktem Maße auch zu Hause durchführen. Mittels eines Stuhls, am Türrahmen (müsste vertieft werden - DM).

Weiterbildung Übungsleiter. Das Geriatrische Zentrum Karlsruhe führt in Zusammenarbeit mit dem Badischen Sportbund Spezialweiterbildungen “Sturzprävention” für Übungsleiter durch.

Fallstricke für Programme. Gruppe passt nicht zusammen, unzureichende Dauer (weniger als drei  Monate, weniger als 50 Stunden im Jahr), unzureichende Intensität, unzureichende Anpassung, fehlende Motivation, unzureichende Inhalte (Walken allein bringt wenig).

Was hindert ältere Menschen am Sport? (Reihenfolge = Rangfolge) Genug andere Hobbies, fühle mich ohne Sport wohl, keine Zeit, kein Interesse, Niemand macht mit, gesundheitliche Gründe, kenne keine Möglichkeit, zu großes Verletzungsrisiko, mag keine fremden Gruppen, zu anstrengend, Angst nicht genug zu können, finanzielle Gründe, Sport nur für Jüngere. - Eine Befragung, über die man trefflich diskutieren könnte! Sind die Antworten ehrlich? Spielen die finanziellen wirklich so gut wie keine Rolle? Ist die Meinung, wir Älteren hätten in einer Muckibude nichts verloren, nicht maßgeblich?? DM

Fazit: Maßnahmen zur Verminderung des Sturzrisikos sollen zielgruppenorientiert sein (z.B. ausgerichtet auf die Vorgeschichte des Sturzes, oder Alter über 75 Jahre), Maßnahmen sollen geleitet sein von den größten Risikofaktoren (zugeschnitten auf den jeweiligen Patienten), Sturzprävention steht in engem Zusammenhang mit Osteoporose, Nachhaltigkeit sichern, Motivation durch den Arzt enorm wichtig.

Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist der Erhalt der Lebensqualität.

Weitere Infos: Geriatrisches Zentrum Karlsruhe im Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppur
www.aktivinjedemalter.de und www.profane.eu.org

Wichtige Zusatzinformationen zum Thema Gesundheitsförderung

Viele Jahre schon hat sich Bruchsal dem Thema Älter werden und gesund bleiben verschrieben, denn der demographische Wandel macht selbstverständlich nicht vor den Toren der Stadt halt. Die Menschen werden “älter, weniger und bunter”. Jeder kann sehen, dass der Wandel bereits im vollen Gange ist, auch wenn Bruchsal  demographisch vergleichsweise gut aufgestellt ist.

Die Stadt Bruchsal beherzigt, dass in einer alternden Gesellschaft Gesundheitsförderung und Prävention wichtige Aspekte der Sozialpolitik sind. Die Menschen sollen in Bruchsal ein lebenswertes und liebenswertes Umfeld finden - gute Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes und selbständiges Leben in der Stadt. Senioren spielen dabei eine wichtige Rolle, insgesamt steht jedoch der Dialog der Generationen im Vordergrund.

Deshalb hat die enge Zusammenarbeit zwischen ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern und hauptamtlichen Mitarbeitern der Stadtverwaltung einen hohen Stellenwert. Viele Projekte werden von Ehrenamtlichen getragen und nicht etwa, wie es kürzlich ein Gemeinderatsmitglied formulierte, von oben wie eine Käseglocke übergestülpt. So besitzt die Stadt seit vielen Jahren einen Seniorenrat, und neben zahlreichen anderen ehrenamtlichen Projekten betreibt sie gemeinsam mit den Bürgern das sog. NAIS-Projekt “Neues Altern in der Stadt”.

Viele mag es überraschen, aber die Zusammenarbeit von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen ist in den Kommunen Deutschlands noch längst kein Standard. In Bruchsal ist diese Art des bürgerschaftlichen Engagements jedoch das Natürlichste von der Welt. Das hiesige Modell hat mittlerweile durch Publikationen und Vorträge auf Kongressen bundesweite Aufmerksam erlangt und ist mit Preisen ausgezeichnet worden. Good Practice: NAIS-Projekt Bruchsal als hervorragendes Beispiel gelistet.

Diese Website Neues-Altern.de ist ebenfalls ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Sie wird herausgegeben und betrieben von Dieter Müller, der in der NAIS AG “Geistig fit + aktiv!” mitarbeitet. Auf Neues-Altern.de spiegeln sich die vielen von NAIS-Ehrenamtlichen betriebenen Projekte wider. Darüber hinaus gibt es laufend aktualisierte Gesundheitsnachrichten in Listenform. Nachfolgend einige Highlights auf Neues-Altern.de:

Angesichts des demographischen Wandels sehen sich die deutschen Unternehmen vor ganz besondere Herausforderungen gestellt. Jeder Unternehmer, jeder Personalchef steht vor der Frage, wie kann ich die Belegschaft fit und leistungsfähig erhalten, wie kann ich ihre Gesundheit fördern, um die Performance des Betriebes abzusichern. Die Belegschaft wird älter, der Jugendwahn ist passé, und wenn die Betriebe nichts unternehmen, werden sie ihre Stellung im Markt nicht halten können.

Um den Unternehmen der Wirtschaftsregion Bruchsal eine Plattform und ein Netzwerk für die gegenseitige Zusammenarbeit zu bieten, hat die Stadt Bruchsal das “BruchsalerForum Gesundheit und Arbeit” geschaffen. Schirmherrin ist OB Cornelia Petzold-Schick. Mehr zu den Themen “betriebliche Gesundheitsförderung” und “betriebliches Gesundheitsmanagement” finden Sie auf der Website BruchsalerForum.

HOME

|

IMPRESSUM

|

KONTAKT

 

 

 

 

 

 
Klicken Sie hier, wenn Sie mehr über NAIS in Bruchsal erfahren wollen.

Bruchsal,


Sie befinden sich auf der NAIS-Projekthomepage - “Neues Altern in der Stadt”. Hier geht es um Gesundheitsförderung und Prävention in einer alternden Gesellschaft. Ziel ist es, Menschen zu bewegen und Bruchsal besonders auch für die ältere Generation liebenswert und lebenswert zu gestalten. Wir richten uns nicht allein an Seniorinnen und Senioren, sondern streben in allen Fragen einen fairen Dialog der Generationen an. Bruchsal ist Mitglied des deutschlandweiten NAIS-Projekts der Bertelsmann Stiftung.

Startseite

 

 

 

 

 

 

 

Bruchsal

CappuKino

Internet-Treff

Wegweiser

Unternehmen

Nachrichten

Gesundheit

Impressum

NAIS

Reservieren

Termine

 

Stadt Bruchsal

 

Sturzrisiko

Kontakt

Begegnungsstätte

 

Einsteiger

 

Fakten

 

 

Wetter

Stadtbibliothek

 

Sicherheit

 

Angebote

 

 

Clever tanken

Volkshochschule

 

Humor

 

Krankenkassen

 

 

Lichtenberg

Seniorenrat

 

Schnäppchen

 

Einzelhandel

 

 

Twitter

Männerkreis

 

Hilfe

 

Videoclips

 

 

Sitemap

Seniorenfahrten

 

 

 

Links

 

 

Newsletter

Seniorenfreundlich

 

 

 

Literatur

 

 

Suchen

 

punkte3-700g

© 2007-13 neues-altern.de · ein kostenloser Service von medien-service dieter müller, Bruchsal